Wie immer im Poker lautet die Antwort auf diese Frage “Es kommt drauf an!”.

Wenn man 100 Pokerspielern diese Frage stellt, kommen sicherlich eine bunte Vielfalt von Antworten zurück. Also durchleuchten wir das Ganze doch einmal in diesem Artikel.

Poker ist auf einem Spektrum

Nehmen wir mal an, alle Pokerspieler am Tisch gehen blind all-in und decken dann ihre Karten auf, um zu sehen, welche am besten mit dem Board kombinieren und somit, wer die Hand gewinnt. Das ist immer noch Poker, auch wenn absolut gar keine Entscheidung von Seiten der Spieler getroffen werden muss.

In diesem Beispiel handelt es sich also 100% um Gambling, um Glücksspiel.

Sieht man sich aber ein High Roller Turnier an, wo die Elite der Pokerwelt um jeden einzelnen Chip kämpft, ins Minutiöse mathematische Berechnungen vornimmt und jegliche Mimik oder Gestik der Gegner lesen kann, hat das nur noch ganz wenig mit Glück zu tun. Hier überwiegt immer der Skill, das Können, und Glück ist ein minimierter Faktor. Dieser Faktor verschwindet auch nie ganz, das ist wichtig, zu bedenken.

Phil Hellmuth sagte “Poker ist 100% Können und 50% Glück.” Das haut nach unserer Rechnung nicht so ganz hin. Mit den oben genannten Beispielen, könnte man behaupten “Poker kann 100% Glück sein aber nie 100% Können”, denn der Glücksfaktor ist nie komplett verschwunden. Selbst die Besten der Besten können noch einen Bad Beat erleiden, da ist es völlig egal, wie gut sie ihre Wahrscheinlichkeiten berechnet haben.

Wie definiert man Glücksspiel?

Vieles liegt wirklich in der Definition. Recherchiert man den Begriff Glücksspiel, beziehungsweise Gambling, bekommt man da schon keine Eindeutige Antwort. Das Oxford Languages Dictionary gibt uns diese Definition: “Spiel um Geld, bei dem Gewinn und Verlust vom Zufall abhängen”.

Caritas definiert Glücksspiel so: “Ein Glücksspiel ist ein Spiel, bei dem Geld eingesetzt wird und ein Gewinn allein oder überwiegend vom Zufall abhängt. Auch Wetten, bei denen Geld eingesetzt wird, sind Glücksspiele.”

Somit könnte man bei dem ersten Beispiel klar sagen, Poker gehört nicht dazu, während die Definition im zweiten Beispiel auf Poker zutrifft.

Die Spieler definieren das Spiel

Und das macht diese Frage so interessant. Denn es können zwei Spieler Poker spielen, wobei einer es als Glücksspiel spielt, während sein Gegner es als Skill-Game spielt. Am Ende ist also Poker selbst nicht als Glücksspiel oder Skill Game zu definieren, sonder es muss definiert werden, ob der Spieler ein Glücksspieler oder Spieler mit Können ist.

Nehmen wir mal an, ein betrunkener Las Vegas Besucher, der noch nie vorher Poker gespielt hat, spielt gegen Phil Ivey. Sollten die beiden nur eine Hand spielen, ist es durchaus möglich, dass der Betrunkene Phil Ivey in dieser Hand schlägt. Sollten die beiden aber unter diesen Voraussetzungen 1.000 Hände spielen, wird Ivey fast immer als Gewinner raus gehen. 

Hierbei geht die Definition noch einen Schritt weiter. Teil des Pokerspiels ist es, sich gute Spiele auszusuchen. Was wäre wenn dieser Betrunkene jede Hand blind all-in geht für $5 Millionen? Würde Phil Ivey dieses Spiel überhaupt mitspielen? Ja, er mag generell Glücksspiele, aber mit Poker hat das Ganze dann nicht viel zu tun. Also, seine Entscheidung, überhaupt an diesem Spiel teilzunehmen, hat schon mit einer Entscheidung zu tun und ist somit nicht pures Glück und schon ein Teil des Könnens im Poker.

Es kommt drauf an

Und damit haben wir ja generell den Salat. Die Definition für Poker als Glücksspiel ist so schwammig und so breit gefächert, dass wir es in vielen Ländern und auch Bundesstaaten erleben, dass man sich nicht einigen kann, wo man Poker hinstecken soll. Ja, es kann als Glücksspiel definiert werden und ja, es kann als Skill Game definiert werden. Am Ende kommt es immer auf die Spieler an und wie sie dieses wundervolle Spiel spielen.