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Glücksspiel – ein Thema, das (fast) so alt ist wie die Menschen, aber wie viel Glück braucht es beim Poker überhaupt? Kommt es nicht viel mehr auf reine Strategie an? Tatsächlich ist Poker ein Spiel, für das du mehr als nur Glück brauchst, denn selbst die besten Karten auf der Hand helfen dir nicht weiter, wenn deine Mimik sofort verrät, dass du gerade mit einem Full House gewinnen möchtest. Schnell steigen deine Mitspieler aus und was dir bleibt, ist, ein schmaler Pot. Das hätte anders funktionieren können! Schon Lady Gaga besang das Pokerface und damit einen wichtigen Bestandteil des Pokerspiels. Das Pokerface: Gegner lesen lernen, ist das etwa die Strategie zum Glück?

Sagst du, was du meinst oder meinst du was du sagst?

Das gesprochene Wort ist etwas, worauf wir uns verlassen können, oder? Stell dir vor, du sitzt am Pokertisch mit deinen Freunden. Links neben dir ein Mensch, dem du im Alltag sehr viel Vertrauen schenkst. Er lächelt dich an, teilt dir mit, ein schlechtes Blatt zu haben und erhöht gleichzeitig den Einsatz. Was liest du aus diesem Verhalten? Möchte er dem Gewinner der Runde einfach einen höheren Pot gönnen und investiert deshalb? Oder hat er womöglich geblufft, um dich zum Mitgehen aufzufordern und selbst am Ende der große Sieger zu sein?

Die Frage beantwortet sich von selbst, er hat natürlich geblufft. Nun ist es bei solchen Lügen einfach, sie ohne Probleme zu durchschauen. Aber wie sieht es aus, wenn nicht gesprochen wird? Wie analysierst du, ob die hektischen Gesten deines Gegenübers ein Zeichen für ein gutes Blatt sind oder doch ein Zeichen von Nervosität?

Wenn du Menschen lesen kannst, musst du sie nicht mehr hören und verstehst sie trotzdem. Nicht umsonst istPoker eines der beliebtesten Spiele der Welt, denn hier geht es eben nicht nur ums Glück, sondern auch darum zu verstehen, was am Tisch eigentlich gerade passiert. Und das kannst du rein visuell erfassen, ohne dass du mit deinem Gegenüber sprichst.

Gute oder schlechte Karten – so erkennst du sie

Du kannst das Regelwerk des Poker schriftlich erfassen, für das Studieren deiner Gegner brauchst du deinen Geist. Das sogenannte „Poker-Telling“ verrät dir durch das unterbewusste Verhalten deines Gegenübers, woran du bei ihm bist. Beobachte, wie er atmet, wie er sich bewegt, wie er nach den Chips greift, ob er nervöse Gesten zeigt. Wenn du einen Blick nach Hollywood wirfst, kennst du die typischen Gesten. Das Auge zittert, das Ohr wackelt, die Augenbraue hebt sich ein wenig nach oben. Ganz so einfach ist es am Tisch aber nicht, doch die meisten Pokerspieler sind trotz Pokerface leicht zu lesen.

Ein ganz entscheidendes Merkmal ist die Körpersprache, die uns erlaubt, das Gegenüber zu lesen, ohne dass es ein Wort spricht. Auch wenn es vielleicht nicht das verräterische Augenzucken ist, lassen sich die meisten Gegner nach einer Weile in immer gleiche Muster hineinfallen und verraten damit mehr, als ihnen lieb ist.

Die Psychologie des Umgekehrten

Ein typisches Phänomen ist die umgekehrte Psychologie, mit der dein Gegenüber versucht, dir etwas zu suggerieren. Er nutzt seine Gesten und Mimik gezielt dazu, dich von seinen Absichten zu überzeugen. Genutzt wird diese Technik vor allem von weniger erfahrenen Pokerspielern, die dir ein Schauspiel vormachen, damit du einen falschen Eindruck bekommst.

Um dir ein praktisches Beispiel zu nennen: Hat dein Gegenüber eine starke Hand, versucht er dir mit Gesten und Mimik weiszumachen, dass sein Blatt schlecht ist. Hat er hingegen eine schwache Hand, gibt er sich selbstbewusst, starrt dir offen ins Gesicht und schiebt seine Chips scheinbar unüberlegt in die Mitte des Tischs. Klingt eigentlich ziemlich einfach, oder? Ein erfahrener Pokerspieler kennt aber genau diese Tricks und kann dich damit ziemlich schnell hinters Licht führen. Du weißt also nie, blufft er nun? Gibt er vor, zu bluffen? Wie funktioniert ein Bluff?

Diese Anzeichen solltest du bei deinem Gegenüber erkennen können

Wenn dein Gegner während der Runde viel plaudert, plötzlich aber verstummt, nachdem er die Karten bekommen hat, könnte das Blatt gut sein. Wenn es ein schlechtes Blatt gewesen wäre, hätte er seinen Redefluss nicht unterbrechen müssen, denn dafür braucht er weder Konzentration noch Fokus. Bei einem guten Blatt aber muss er nachdenken, sich rational verhalten und analysieren. Er schweigt und konzentriert sich auf das Spiel.

Beschäftigt sich dein Gegner nebenbei, scrollt auf dem Handy, isst Snacks oder trinkt auffällig oft an seinem Cocktail, wird er nicht bluffen. Dafür bräuchte er eine zu hohe Konzentration, beiläufige Tätigkeiten sind eher ein Anzeichen dafür, dass er offen spielt. Wenn er also die Blinds erhöht oder mitgeht, ist sein Blatt vermutlich wirklich gut.

Fällt dir auf, dass dein Gegner schon sehr zu Beginn der Runde zu den Chips greift, kannst du von einem schlechten Blatt ausgehen. Das wirst du häufig erleben, wenn die meisten in der Runde schon gefoldet haben, du und der Gegner aber noch im Spiel seid. Als Big Blind greift er demonstrativ zu den Chips, um dir als Small Blind zu suggerieren, dass du auch lieber folden oder wenigstens nur callen sollst. Idealerweise erhöhst du und beobachtest, wie er reagiert.

Und so kannst du verhindern, dass dein Gegner dich liest

Genauso wichtig wie das Lesen der Mitspieler ist es, dass du dich nicht durch klare Körpersprache verrätst. Hierfür gibt es ein paar einfache, aber sehr wertvolle Tipps:

  • Sei emotions- und gefühllos in allen Situationen, auch wenn du bluffen willst. Mit einer Sonnenbrille kannst du den Blick in deine Augen verwehren und dich mehr anonymisieren.
  • Setze dich bequem hin, sodass du die Position während des gesamten Spiels einhalten kannst. Bewege dich nicht auch die Füße nicht, denn an den Füßen lässt sich viel erkennen.
  • Sei bei jedem Schritt immer gleich, vor allem bei der Analyse der Pocket-Cards. Schau sie dir mit gesenkten Augen an, bewege dein Gesicht nicht, blicke erst nach einigen Sekunden wieder zu den anderen.
  • Sprich während des Spiels mit niemandem, auch nicht mit Freunden und halte keinen Augenkontakt.
  • Wenn du gebeten wirst, deinen Chipbestand zu nennen, zähle sie wortlos, ohne jemand anderen anzusehen und nenne die Zahl. Mehr nicht.

Poker ist berechtigterweise eine Mischung aus Glücks- und Strategiespiel. Ein bisschen Glück brauchst du, damit deine Karten dir hold sind. Einen großen Teil deines Erfolges kannst du aber aus der richtigen Körpersprache und dem richtigen Verhalten generieren.