Was ist Poker? Ist es ein Kartenspiel oder ein Wettkampfspiel? Das ist die Frage, über die sich der Philosoph Christoph Balber Gedanken gemacht hat. Das Ergebnis ist eine philosophische Theorie von Poker, deren erster Teil unlängst im Buchhandel erschienen ist. Das Buch trägt den Namen „Zufall und Lüge 1“.

 

In der Frage, warum es eine philosophische Theorie von Poker braucht, sagt der Autor im persönlichen Gespräch: „Weil sich noch niemand die Frage gestellt hat, wie das Spiel überhaupt funktioniert. Niemand hat sich genau angesehen, wie die Karten und der Bluff miteinander verflechtet sind.“ Diese Verflechtung bezeichnet er als Poker-Antinomie. „Bei einer Antinomie gibt es zwei Seiten, die miteinander im Widerspruch stehen,“ sagt Balber, „die aber trotzdem beide Recht haben. Wir können entweder mitdem Aufdecken der Karten gewinnen, oder ohne.Sobald es aber zum Showdown kommt, muss der Bluff grundsätzlich scheitern. Und hat er stattdessen Erfolg, spielen die Karten keine Rolle.“

 

„Die letzten Jahre haben viele Pokerbücher aus der Sicht der Mathematik hervorgebracht,“ fährt Balber fort, „doch hat es die Mathematik bis heute nicht geschafft, den Bluff sinnvoll zu erklären. Und das wird sie auch nie können.“ Für Balber führt die Mathematisierung des Bluffs zu einer Art „Entfremdung“, wonach er eigentlich gar keiner mehr ist. Aus seiner Sicht müsse man klar unterscheiden, ob man mit den besseren oder den schlechteren Karten gewinnen will. Wer nur mit den besseren Karten gewinnen will, würde sich bloß an Zahlen orientieren, während man die Täuschung leugnen würde. Balber begründet das damit, dass wir den Widerspruch der Poker-Antinomie nicht aushalten würden. Stattdessen würden wir uns auf eine ihrer beiden Seiten stellen und die Gegenseite eliminieren. Er sagt: „Wer nach Karten spielt, ist gutgläubig und rechnet nicht mit einem Bluff.“ Wie erklärt man sich dann aber die Täuschung? Seine Antwort: „Es gibt viele Möglichkeiten, die aber alle bloß Kompromisse sind. Jemand, der nach Karten spielt, strebt nach Wahrheit. Er kann gar nicht anders. Wo er die Wahrheit nicht sieht, muss er mit dem Authentischenvorliebnehmen. Dabei verhält sich etwas so, als wäre es wahr, ohne wirklich wahr sein zu müssen. Das ist etwa dann der Fall, wenn ein Bluff so wirkt, als gehorche er dem Zufall. Und deshalb glaubt man einem Bluff am Flop auch eher, wenn jemand vordem Flop bereits erhöht hat.“

 

Mit fast 500 Seiten ist das Buch recht umfangreich. Die Lektüre eröffnet jedoch völlig neue und bisher unbekannte Perspektiven. Genau darin sieht Balber auch seine Stärke: „Als Philosoph habe ich gelernt, ein und dieselbe Sache aus vielen verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Und das Pokerspiel hat mir da sehr viele Möglichkeiten geboten.“ Christoph Balber bringt mit seiner Theorie einen frischen Wind in die Poker-Theorie. Er liefert neuen Lesestoff für Spieler, die eigentlich schon alles gelesen haben. Und er überrascht auch diejenigen, die geglaubt haben, dass sie nichts mehr überraschen kann.

 

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